migrants

Über das Verschwinden, die ertrunkenen Menschen vor der Küste Europas und die Grenzen der Artikulation

»Nicht nur den Toten, die an Europas Küsten angespült werden, sondern auch den vielen Lebenden, die ohne Identität durch Europa irren und offiziell nicht mehr als lebendig zu erkennen sind« widmete der griechisch-französische Komponist Georges Aperghis sein Ensemblewerk »Migrants I-V«.

Georges Aperghis' »Migrants« verschränkt Passagen aus Joseph Conrads »Herz der Finsternis« mit Berichten von Geflüchteten aus Afrika, die das Mittelmeer überlebten. In der Überlagerung erleidet Sprache Schiffbruch, wird Bruchstück, wird Verschollene, die sich verschallend wiederfindet. Anbrandende Silbenkaskaden, abstrakter Klang, Streicher, die sich teilen wie Wellen. Bis auch die Musik so weit geht, dass sie nicht mehr weiß, wie sie zurückkehren kann.

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Georges Aperghis über »Migrants I-V«
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Georges Aperghis schrieb den Zyklus in zwei Teilen: Der erste spiegelt die unmittelbare Dramatik der Katastrophe, wie sie die europäischen Gesellschaften in den Jahren nach 2015 auf unterschiedliche Weise aufschreckte. In einem später komponierten Teil ändert sich eigentlich nichts und doch alles. Der Schrecken geht unvermindert weiter, rückt aber in den Hintergrund, wird körperlos und überlagert von neuen Krisen und Aufmerksamkeiten. Diese Fortsetzung entstand auf den eigenen Wunsch des Komponisten. »Ich spürte bald, dass die Arbeit noch nicht beendet war«, schrieb Aperghis damals an das Ensemble. 

Die fünf Sätze in Bildern von Szenografin Annette Kurz

#1 J´EXISTE

#2 LA TRAVERSÉE

#3 LE MIGRANT ETERNEL

#4 REFLEXION

# 5 SYNTHESE