Die finnische Hexe tanzt barocke Reigen

Kalle Kalimas »Louhi« für Sologitarre und Streichorchester

Im August 2017 hat das Ensemble Resonanz bei den Ansbacher Bachwochen Kalle Kalimas Komposition »Louhi« zur Uraufführung gebracht: ein Konzert für E- Gitarre und Streichorchester in fünf Sätzen, inspiriert von barocken Tanzstilen, benannt nach einer bösen Hexe aus der finnischen Mythologie. Die E-Gitarre als Solo-Instrument erscheint darin als das vielleicht wandlungsfähigste Instrument der Moderne: Sie singt, quäkt, schreit, plärrt, swingt über dem Puls des Orchesters. Für jede Stimmung, jede Färbung, zaubert Kalima den perfekten Sound aus dem Verstärker. Da gibt es lärmende, wilde Momente im Distortion-Sound – aber auch zartes Innehalten voll bluesiger Wärme, ein Nachhorchen in die Stille.

Nicht nur Satzbezeichnungen wie Bourrée oder Gavotte erinnern dabei an die Barockzeit, sondern auch die kompositorische Herangehensweise. Kalle Kalima nahm historisches Material (Rhythmen, Melodien und Motive) und begann, damit zu spielen: Er verlagerte Schwerpunkte, improvisierte, verdichtete, verfälschte, variierte. Im Resultat entstand eine Musik, die zwar noch improvisatorisch klingt – aber doch über weite Strecken (zumindest im Orchester) streng notiert ist. Genauso arbeiteten barocke Meister wie Johann Sebastian Bach oder Henry Purcell, die beide als große Improvisatoren galten und doch formvollendete Kompositionen schufen.

Thilo Braun

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